Montag, 14. Oktober 2013

Säbelrasseln fürs Monopol

Eine Randbemerkung von Kai Stuht
Champions League! Erster Spieltag der Saison 2013/2014. Es ist Mittwoch-Abend. Lange haben sie gewartet, die Spieler und die Fußballfans. Barcelona, Dortmund und Schalke spielen, Klopp ist in Rage. Nicht nur er. Lange haben auch andere gewartet, nicht auf Tore, sondern auf Konzessionen für Sportwetten außerhalb von Schleswig-Holstein. Nichts ist passiert. Der Rechtsstaat schießt kein Tor. Aber hinten steht die Null. Das Monopol lebt. Aber wer vorne nicht trifft, verharrt in Mittelmäßigkeit. Westlotto singt dieses Lied. Die Ods GmbH schreit es. Neid und Missgunst. Wettbüros privatrechtlicher Natur, die nicht an den Lottoblock vermitteln, machen heute die Umsätze. Die Wettbüros sind voll, in Berlin, in München und auch in Köln. Gute Laune. Das darf nicht sein. Die staatliche Ods ist noch nicht einmal im Markt aktiv. Sie wird es auch nie sein.

Der Staat muss Zeichen setzen, jetzt. Fürs Monopol, für die Partei und die Ods. So wie weiland 2004 in München oder in Untersendling 2010. Der Staat als Spielverderber mit Springerstiefeln. Ein Sonderkommando, nicht sonderlich begabt, aber sonderlich robust. Und eine staatliche Führerpersönlichkeit. Ein Chef, der weiß wo’s lang geht, der kämpft und andere zu Kämpfern macht. Einer wie …, ja wie wer denn eigentlich? Vielleicht wie der Loddar, ein Libero alter Schule, eine Führerpersönlichkeit. Auf Sicherheit spielen aber angriffslustig bleiben. So sieht sich Polizeipräsident W. Albers aus Köln. Er ist verantwortlich für die Sicherheit, nicht nur in Köln, auch in Leverkusen. Schon lange haben er und seine Innenverteidiger Kringel und Dubendorff das staatliche Monopol nicht mehr verteidigt. Ich meine, so richtig verteidigt, nicht nur als Papiertiger. So mit Mütze, Waffen, ernster Miene und allem drum und dran. Frei von Freude und von Freundlichkeit. Hoch zu Ross mit einer Hundertschaft, mit Hut und Helm bei Nacht und Nebel. Man möchte ernst genommen werden. Bald ist Wahl. Polizei und Monopol gegen Gewerbefreiheit, gegen Grundrechte und gegen Grundfreiheiten – eine Frage der Ehre und der Stärke für den Polizeichef, keine Frage der Juristerei.

Einmal noch ein großer Auftritt für das Monopol. Die Razzia ist von langer Hand geplant, von ganz oben gewünscht. Das riecht nach Orden vom Vaterland und von der Partei. Alle müssen mit ins Boot: Ordnungsbehörde, Steuerfahndung, Radio, Fernsehen und die Paparazzos, die alles auf digital festhalten. Hohenzollernring – Köln. Private Sportwetten, illegales Glücksspiel, ein Hauch von Al Capone mitten in Köln und das am ersten Tag der Champions League. Dortmund und Schalke spielen. Also die ideale Spielwiese für Männer, die Rambo spielen möchten, aber schon mit Knöllchenschreiben intellektuell überfordert sind. Endlich ein starker Auftritt für die Suchtbekämpfung. Unangekündigt und ohne Durchsuchungsbeschluss – für das Monopol. Lotto hilft der Politik, die Politik hilft der Polizei, die Polizei hilft Lotto, das Parlament hört Bahnhof und Leipzig segnet alles ab. So muss das sein. Bloß keine Gewaltenteilung. Deutschland war lang genug geteilt. Einheit macht stark. Nichts mit Übergangsfristen für das Monopol. Hier und heute werden die Grundrechte und Grundfreiheiten beerdigt. Champions League! Zu groß die Schmach der letzten Jahre, unerträglich für den Staat, für Westlotto und für dem ihm seine Polizei.
Sie Schlacht war so schön angedacht. Keine Gefangenen. Aber dann, was soll denn das?? Der lang geplante Auftritt misslingt. Alles friedlich alles legal. Keine Kamelrennen in Köln, keine nackten Leiber und kein Al Capone. Nicht einmal ein Sapina. Nur ein ehrlicher Kölner Steuerzahler. Freizeitvergnügen und Champions League. Friede Freude Eierkuchen und alles ganz legal. Wie peinlich – für die Polizei. Die Polizei blamiert, düpiert und nackt im grünen Rock. Und das vor eigens versammelter Presse. Rechtsstaat gegen Polizei: 1:0.

Falsch gedacht: Einmal Wadenbeißer, immer Wadenbeißer. Einmal Polizeipräsident, immer Polizeipräsident. Zähne zeigen, Krallen ballen. Alle Gäste raus, Hände auf den Rücken, erkennungsdienstliche Behandlung, Fingerabdrücke. Gelernt ist gelernt. Die Macht ist erwacht. Keine Entschuldigung für den albernen Auftritt. Wozu gibt es polizeiliche Siegel? Einfach mal das Wettbüro versiegeln, Polizeistempel drauf und ab in die Mannschaftwagen. Die Zigarette danach. Alles für die Suchtbekämpfung. So geht Monopol heute. Was das Kollegium verdorben hat, macht die Polizei schnell glatt. Nachgedacht wird später.

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