Donnerstag, 21. Oktober 2010

Fachbeirat Glücksspielsucht wirft Bund "marktorientiertes Gewinnstreben" vor

Der Vorsitzende des von den Ländern eingerichteten Fachbeirats Glücksspielsucht, Jobst Böning, hat die Ministerpräsidenten aufgefordert, die Auflagen des Europäischen Gerichtshofs zum Glücksspielmonopol streng einzuhalten und nur ein staatlich kontrolliertes Glücksspielsystem ohne Ausnahmen zulassen.

Marcus Pindur: Es ist ein Pokerspiel um sieben Milliarden Euro, so viel nehmen die staatlichen Lottogesellschaften jährlich ein. Und die Beute teilen sie sich mit den Ländern, die kassieren 40 Prozent davon. Und das sind bei Weitem noch nicht alle Gewinne, die beim Glücksspiel in Deutschland erzielt werden. Aber das Glücksspielmonopol in seiner jetzigen Form kann nicht bestehen bleiben, das hat der Europäische Gerichtshof gekippt.

Schleswig-Holstein sieht nur das Geld, sieht nicht den ganz wichtigen Aspekt, dass bei den unterschiedlichen Spielen teilweise bis über die Hälfte das eingespielte, das verdiente Geld auf Kosten von Kranken geschieht. Es wird also auf dem Rücken von Kranken abkassiert, bei den gewerblichen Spielen sind es 56 Prozent, bei der Sportwette Odset sind es 52 Prozent, bei den gemittelten Spielbankangeboten sind es immerhin 36 Prozent der Bruttospielgewinne stammen von kranken Süchtigen. Es wird aufgrund von Kranken abkassiert. weiterlesen



Neuer Lotto-Chef will Jackpot mit 90 Millionen Euro anbieten
Der designierte WestLotto-Chef Theo Goßner erhofft sich von den derzeitigen Beratungen der Länder über den neuen Glücksspielstaatsvertrag die Erlaubnis für eine internationale Lotterie. Das sagte Goßner der “Rheinischen Post”. “Wir würden sehr gerne einen Euro-Jackpot ausspielen, eine europaweite Lotterie, bei der bis zu 90 Millionen Euro im Jackpot liegen”, so Goßner.
Der höchste Jackpot in der deutschen Lotto-Historie betrug bisher 38.455.999,20 Euro und wurde im Dezember 2007 geknackt. Quelle


Suchtexperten sind dagegen/Gerichte sehen verfassungsrechtliche Bedenken
Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 28. März 2006 ist das Glücksspiel-Monopol nur dann zulässig und gesetzeskonform, wenn der Staat die Spielsucht seiner Bürger glaubhaft bekämpft... mehr

Lotto-Wahnsinn: Jackpot bei 175 Mio. Euro
Italiens Superjackpot steigt weiter. 56 Mio. Tipps wurden abgegeben.
Nach acht Monaten ohne die richtige Zahlenkombination für den Hauptgewinn erhöhte sich die Gewinnsumme nach der Dienstagsziehung auf 175,4 Millionen Euro, teilte die Lotterie am Mittwoch mit. Der neue Jackpot ist der größte in der Geschichte Italiens. Quelle

Italiens Rekord-Jackpot ist geknackt
Rom - Italiens Rekord-Lotto-Jackpot mit knapp 178 Millionen Euro ist nach fast neun Monaten geknackt worden. Die Gewinnzahlen am Samstagabend lauteten 4, 26, 40, 54, 55 und 67. Damit wird einer der weltweit prallsten Lotto-Töpfe, die es je gab, ausgeschüttet, wie es in italienischen Medienberichten hieß. In welchem Ort das Glückslos gekauft worden ist, wurde zunächst nicht bekannt, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA. weiterlesen

Spielsucht und Politik

Fast 300000 Menschen in Deutschland gelten als süchtig - die Länder schlagen Alarm und der Umsatz wächst, auch weil der Staat davon profitiert
Die Geschichten von Spielsüchtigen klingen immer dramatisch, weil sie meist in eine persönliche Katastrophe enden. Experten schätzen, dass bis zu 290000 Menschen in Deutschland betroffen sind - die meisten von ihnen hängen an den Automaten, vernachlässigen Familie und Arbeit, ein Teufelskreis, der da wächst. Quelle


Regierungschefs weiter uneins bei Glücksspiel-Monopol
Die Zukunft des staatlichen Glücksspiel-Monopols ist weiter offen. Die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer konnten sich auf ihrer Konferenz in Magdeburg nicht auf einen neuen Glücksspielvertrag einigen. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer sagte, die Länder bekennen sich dazu, das Glücksspielmonopol zu erhalten. Es solle aber gleichzeitig geprüft werden, ob der Sportwettenmarkt für private Anbieter geöffnet werden solle.

Die unionsgeführten Länder Hessen, Bayern, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen und Schleswig-Holstein befürworten die Zulassung privater Sportwettenanbieter. Die SPD-regierten Länder wollen eher auch in diesem Bereich am staatlichen Monopol festhalten. Im Dezember soll eine grundsätzliche Entscheidung fallen.
Reinhard Meyer (SPD,l-r), Chef der Staatskanzlei von Mecklenburg-Vorpommern, Hubert Wicker (SPD), Chef der Staatskanzlei von Baden-Württemberg, und die Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU, Bayern), Peter Müller (CDU, Saarland, Hannelore Kraft (SPD, Nordrhein-Westfalen, Klaus Wowereit (SPD; Regierender Bürgermeister Berlin), Jens Böhrnsen (SPD, Bürgermeister Bremen), Wolfgang Böhmer (CDU, Sachsen-Anhalt), Stanislaw Tillich (CDU, Sachsen), Kurt Beck (SPD, Rheinland-Pfalz, Matthias Platzeck (SPD, Brandenburg), Christine Lieberknecht (CDU, Thüringen), Peter Harry Carstensen (CDU, Schleswig-Holstein), David McAllister (CDU, Niedersachsen), Christoph Ahlhaus (CDU, Erster Bürgermeister von Hamburg) und Volker Bouffier (CDU, Ministerpräsident Hessen)
Audio: Ergebnisse der Konferenz der Ministerpräsidenten
EuGH: Monopol in jetziger Form ungültig

Die Länder müssen das Glücksspiel neu regeln, weil der Europäische Gerichtshof im September das staatliche Monopol auf Glücksspiele und Sportwetten in seiner jetzigen Form gekippt hatte. In dem Urteil hieß es, Deutschland habe als Grund für das Monopol angegeben, die Spielsucht bekämpfen zu wollen. Durch zuviel Werbung für Glücksspiele werde dieses Ziel aber unterlaufen. Quelle


Liberalisierung des Glücksspielmarktes
Zur den Äußerungen der Drogenbeauftragten der Bundesregierung für eine Liberalisierung des Glücksspielmarktes erklärt die zuständige Berichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion Angelika Graf: Die Drogenbeauftragte Dyckmans wird sich vermutlich zu Weihnachten ihre Übersiedlung ins Wirtschaftsministerium wünschen. Anders kann man ihr fragwürdiges Engagement in der Suchtprävention nicht nachvollziehen. weiterlesen

update: 03.11.2010